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Microsofts Geschichte bis 1990

Das junge Genie Bill

William H. Gates entdeckte seine Leidenschaft für Computer schon im Alter von 12 Jahren. Für heutige Verhältnisse ist das nichts besonderes, denn es gibt in fast jedem Haushalt einen Computer, den schon Grundschüler benutzen können, aber damals, Ende der 60er Jahre, war die Situation noch bedeutend anders. Nur grosse Banken und Konzerne besassen Computer. Um so aussergewöhnlicher war es, dass die Lakeside-School in Seattle ein Computerterminal für Schüler einrichtete. Doch genau dieser Schritt hatte damals ungeahnte Folgen. Und vor einer dieser Folgen sitzt du im Moment.

Bill, wie William genannt wurde, nutzte das Terminal und begann sein Genie zu entfalten. Mit 13 Jahren schrieb er sein erstes Computerprogramm, ein simples »Tic-Tac-Toe« Spiel. Schon damals erahnte Bill, was man mit Computern noch alles erreichen kann. Der Computer, den er benutzte, war ein sogenannter Mainframe-Rechner. Er war mit Fernschreibern und Telexen vernetzt, deren Benutzung ca. $ 40 US pro Stunde kostete. Doch auch Bills Freund Paul G. Allen hatte grosses Interesse an Computern. Beide verdienten mit dem Programmieren von Software in den Sommerferien ca. $ 5000 US.

Eine rasante Entwicklung

In dieser Zeit brachte die Firma Intel den 8008er-Chip auf den Markt, ein für heutige Verhältnisse sehr langsamer Chip. Als Bill 16 und Paul 19 Jahre alt waren, gründeten sie ihre erste Firma, wie es so viele junge Leute damals taten. Sie trug den Namen »TRAF-O-DATA«. 1973 begann Bill Gates mit dem Studium an der Harvard-Universität, Paul Allen ging nach Boston, wo er bei Honeywell anfing. 1974 brachte Intel den 8080er-Chip heraus. Bill und Paul erkannten nun, dass die Leistung solcher Chips steigen, ihre Grösse aber sinken würde. Folglich würde es den ganzen Markt umkrempeln und darin sahen beide ihre Chance. Mit dem Erscheinen des Altair 8800 erkannten nun die beiden jungen Männer, dass Intel bereits anfing, Software für Mikroprozessoren zu schreiben. Doch natürlich wollten auch Bill und Paul bei den Anfängen der PC-Revolution »mitmischen«.

1975 war es dann soweit. Nach dem Überwinden einiger Hindernisse wurde am 4.4.1975 Microsoft gegründet. Microsoft deswegen, weil es die erste Firma auf dem sich neu strukturierenden Markt war, die Software für Mikrocomputer schrieb. Dazu benutzten sie die Programmiersprache BASIC.

In dieser Zeit wurde Bill Gates vor allem von seinen Eltern, William und Melinda, unterstützt. Als erster Firmenstandort wurde Alberqueue in New Mexiko gewählt. Microsoft verfolgte die Strategie, andere Computerfirmen wie »Radio Shack« dazu zu bewegen, durch Lizenzerwerb ihren Computern gleich die Microsoft-Software mitzugeben. Ein Grund für diese Taktik war die schon damals existierende Softwarepiraterie.

Microsoft etabliert sich stetig

Die Geschäfte mit amerikanischen Hardwarefirmen machten 1979 ungefähr die Hälfte des Umsatzes von Microsoft aus, die andere Hälfte wurde auf dem japanischen Markt umgesetzt. Dort lernte Bill Gates den Geschäftsmann Kazhiko Nishi oder einfach Kay kennen. Bill bezeichnete sich und Kay schon nach kurzer Zeit als verwandte Seelen. Kay liess durch sein extrem extravagantes Auftreten den Eindruck bei den Japanern entstehen, sie seien junge Genies. Während der Geschäftsbeziehungen machten beide Gewinne in einer Höhe von ca. $ 165.000.000 US. Kay selbst liess sich keine Chance nehmen, Geld zu verdienen. So machte er in 2 Jahren einen Umsatz von ca. $ 1.300.000.000 US.

Kays Firma ASCII arbeitete eng mit Microsoft zusammen. Schliesslich schlug er den Bau eines Laptops vor, der in Europa unter dem Namen OLIVETTI M-10 für $ 800 US verkauft wurde. 1986 trennten sich die Wege von Microsoft und ASCII. Bill und Kay blieben aber enge Freunde. Im Januar 1979 hatte Microsoft den Sitz von Alberqueue nach Washington verlegt. Das Geschäft florierte und Bill brauchte Hilfe in der Geschäftsleitung. So stiess Steve Ballmer, der jetzige Chef, zu Microsoft. Er wurde schliesslich sogar Miteigentümer. Des Weiteren lag es Bill Gates nahe, Microsoft-Programme zum Standard der Computerindustrie werden zu lassen. Der Plan funktionierte, da praktisch alle PC-Hersteller Lizenzen von Microsoft kauften. Sie statteten ihre Computer damit aus und somit avancierte vor allem das BASIC-Programm zum Standard.

Im Sommer 1980 unterbreiteten Vertreter von IBM Bill Gates den Vorschlag des Baus eines PCs für den Heimgebrauch. In den Computer sollten Mikroprozessoren von Intel integriert, die Software und die Lizenzen sollten von Microsoft beigesteuert werden. Nun stellte sich die Frage, warum der führende Hardwarehersteller Hilfe von kleineren Betrieben suchte. Es lag an der Grösse des Betriebs. Zur damaligen Zeit hatte IBM 340000 Mitarbeiter. Die Konzernführung glaubte, dass man auf kleinere Unternehmen angewiesen war, da viele Interessenten durch die Grösse von IBM abgeschreckt wurden und eher auf die Produkte der Kleinen setzten. Schliesslich einigte man sich auf den Bau eines PCs mit einem 16-Bit Chip und einer Festplatte von bis zu einem Megabyte. Dieser taktisch kluge Schachzug ermöglichte es IBM-PCs, sich stetig weiterzuentwickeln und somit weiterhin Standard zu sein und auch zu bleiben.

Um nun die Software für den neuen PC zu schreiben, kaufte Microsoft Software von einigen anderen Firmen und modulierte sie neu. So entstand das Microsoft Disc Operating System, das MS-DOS. IBM verkaufte das Programm unter dem Namen PC-DOS. Hier griff erneut Microsofts Strategie, ihre Programme zum Standard werden zu lassen. Microsoft schlug IBM vor, gegen eine Lizenz auf allen Computern das Microsoft Betriebssystem zu installieren und somit mitzuverkaufen. So wurde Microsoft zum Lizenzgeber für eine Softwareplattform für die gesamte PC-Industrie.

Der IBM-PC wurde zum Verkaufsschlager und mit der Zeit wurde für ihn die beste Software geschrieben, wie Lotus 1-2-3, ein Tabellenkalkulationsprogramm. Inzwischen kam die PC-Industrie in den Sog eines positiven Rückkopplungseffektes. Schliesslich erreichten IBM und Microsoft ihr Ziel und ihre Produkte wurden zum Standard. Daraus zogen beide Firmen eine wichtige Lehre. Richtiges Timing und Marketing sind entscheidend für die Akzeptanz von technischen Produkten. Nach nur drei Jahren waren fast alle Konkurrenten im Personalcomputer-Bereich verschwunden, bis auf die Computer von Apple, den Apple II und den Apple Macintosh. Doch IBM behielt nicht immer die Führungsposition.

Stetige Veränderungen

1983 überlegte Bill Gates, dass Microsoft nicht immer an DOS festhalten konnten, denn DOS funktionierte nur über Tastatureingaben. Es musste eine graphische Oberfläche geschaffen werden, die dem Benutzer mehr Interaktivität bietet und die vor allem einfacher zu bedienen war. Um diese neue Oberfläche besser bedienen zu können, wurde im Palo Alto Research Center von Xerox die Maus entwickelt.

Im Februar 1983 gab Microsoft das Vorhaben bekannt, ein Programm namens Windows zu verkaufen, das über eine graphische Benutzeroberfläche verfügte und als Erweiterung zu DOS diente. Nun hatten aber schon zwei auf dem Markt befindliche Computer graphische Fähigkeiten, nämlich der Apple Lisa und der Xerox Star. Beide waren aber keine grossartigen Konkurrenten, da sie sehr teuer waren. Die erste graphische Benutzeroberfläche, die grossen Erfolg hatte, kam 1984 mit dem Apple Macintosh heraus. Microsoft arbeitete eng mit Macintosh und Xerox zusammen und orientierte sich an ihren Produkten. Mit der Zeit drifteten IBM und Microsoft auseinander, was das Gebiet Software und Hardware anging.

1984 fuhr IBM einen Rekordgewinn von $ 6.600.000.000 US ein. In diesem Jahr wurde auch der PC der 2. Generation herausgebracht, der PC AT, der den Mikroprozessor 80268 enthielt. Im Volksmund bürgerte sich der Begriff 286er ein. Er war drei Mal schneller als der erste IBM PC und ebenfalls ein Verkaufsschlager.

Folgenschwere Verkalkulierung von IBM

Nun beging der blaue Riese allerdings den folgenschwersten Fehler der Betriebsgeschichte. Eigentlich verfolgte der Betrieb eine brilliante Strategie. Wurde eine neue Version einer Software entwickelt, so wurde auch parallel Hardware auf den Markt gebracht, die mit dieser und nur mit dieser lief. Diese Strategie funktionierte bei Mainframe-Computern, aber nicht bei dem sich inzwischen schnell entwickelnden Markt. Doch es gab auch Firmen die zu allen Softwareversionen, egal welchen Herstellers, kompatible Hardware bauten. So z.B. die Firma Compaq. Sie erwarb eine Lizenz für MS-DOS, so dass auf ihren IBM ähnlichen PCs auch die Programme von Microsoft liefen. Folgerichtig machten die PCs das gleiche wie die von IBM. Sie waren aber handlicher, weil ihre Grösse nicht an die Art der Software gebunden war. Das schlimme daran war, dass IBM nichts gegen diese Strategie tun konnte.

Bill Gates bezeichnete diesen wirklich genialen Schachzug als die unerhörteste Erfolgsstory in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte. Compaq verdiente damit im 1. Geschäftsjahr $ 100.000.000 US. Somit endete die Ära von IBM als unangefochtener Führer durch einen simplen Fehler in der Marketingstrategie.

Um sich selber nicht das »letzte Wasser abzugraben«, verzögerte IBM ausserdem noch die Auslieferung des 386ers, der Nachfolgers des 286, um den Verkauf der zuvor herausgegangenen Minicomputer nicht zu stören. Doch auch hier stahl Compaq IBM den Honig vom Brot, denn durch die Verzögerung hatte Compaq Zeit gefunden, selber den ersten 386er der Welt herauszubringen.

Der dadurch entstehende Ruhm verhalf Compaq zu einer Aura von Prestige, Führung und Genialität, wie sie früher nur IBM besessen hatte. IBM versuchte natürlich, seine alte Stellung durch einen geschickten Schachzug zurückzugewinnen. Die Firma fing an, Computer zu bauen, die sowohl im Software- als auch im Hardwarebereich vollständig aufeinander angewiesen waren.

Der Kampf um die Pole Position

Diese Strategie beinhaltete wirklich gute Ideen. Zum ersten wurden die Kosten durch eine einfachere Bauweise gesenkt, zweitens sollte die gesamte Hardwarearchitektur grundlegend verändert werden. Neue Anschlüsse für Mäuse oder bessere Steckplätze für Bildschirme wurden entwickelt. Um einen zusätzlichen Vorteil zu erringen, wurde absolute Geheimhaltung der noch nicht ausgelieferten Produkte angeordnet. Folgerichtig konnten die anderen Firmen keine kompatiblen Geräte im voraus bauen und IBM würde wieder an die Spitze der Softwarefirmencharts katapultiert werden.

1984 entwickelte Microsoft zusammen mit IBM das neue Betriebssystem OS/2, dass als Weiterentwicklung zu MS-DOS zu sehen ist. Dieses OS/2 war das Kernstück für eine eigene Software, die IBM plante. Diese Software wurde aber nicht unter dem Namen OS/2 verkauft, sondern unter dem Namen »Application Architecture«. Dieses »Application Architecture« sollte wiederum Grundlage für sämtliche neuen IBM-Computer werden, die in der näheren Zukunft auf den Markt gebracht werden sollten.

Mit der Verwendung dieser Software wurde aber auch die Mainframe-Technologie weitergegeben, die nach Auffassung der IBM Führung für alle Kunden immer noch unwiderstehlich sei. Da aber die anderen PC-Firmen keinen Zugriff auf die Mainframe-Technologie hatten, wurde ebenfalls auf einen Vorteil gebaut. Das Betriebssystem enthielt auch noch ein eigens von IBM entwickeltes Add-On namens Extended-Edition. Dieses Add-On verfügte über Kommunikations- und Datenbankdienste. Ausserdem war noch ein reines Büroanwendungsprogramm namens Office Vision geplant. Dieses wiederum war auf der Basis der Extended-Edition angelegt.

Mit diesen zahlreichen Verbesserungen mussten auch tausend zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden. Wie du jetzt vielleicht gemerkt hast, ist dieses OS/2 nicht ein Programm gewesen, es war Teil eines gigantischen Kreuzzugs zurück an die Spitze! Doch mit der Zeit zerbröckelte der Glauben an OS/2, da IBM keine Windows Ähnlichkeiten zuliess, wie es Microsoft am Anfang gehofft hatte. Schliesslich endete das Produkt als unhandliches Mainframe-ähnliches Betriebssystem.

Börsengang und erste Differenzen

Da Microsoft 1986 an die Börse ging, war die Beziehung mit IBM überlebenswichtig und das Klima war leider nicht sehr gut. Microsoft schlug daraufhin IBM vor, 30% von Microsoft zu übernehmen. Das Angebot war ursprünglich dazu gedacht, eine bessere Atmosphäre zu schaffen, doch IBM lehnte ab. Trotz Warnungen und Hinweise von Microsoft, dass die Mainframe-Technologie nicht mehr der Zeit entspreche, wurde der PC durchgesetzt. Weitere Probleme stellte die Betriebsstruktur von IBM dar, die vorsah, Vorschläge aller Abteilungen zu verlangen. Es wurden schliesslich rund 10.000 Vorschläge eingereicht. Daran sah Microsoft, dass IBM für den neuen Markt nicht geschaffen war.

Im April 1987 kam dann der PC mit der Hardware namens PS/2 und der Software OS/2 heraus. Er hatte einige Erneuerungen wie den Mikrokanal-Bus, mit dem man Steckkarten verschiedenster Art anschliessen konnte. Doch der Mikrokanal-Bus war bei weitem nicht mit allem kompatibel. Es war z.B. nicht möglich, mit neueren PC-Arten von anderen Herstellern zu kommunizieren. Dieser Fehler wurde wiederum von anderen Herstellern genutzt, um Bussysteme zu bauen, die wirklich mit jedem PC kompatibel waren. IBM verlor nun endgültig die Spitzenposition. Auch der Verkauf von OS/2 lief nicht sehr gut, was wiederum für die Windows-Verbreitung von Nutzen war. IBM war über diese Entwicklung nicht sehr erfreut und entwickelte weitere eigene Pläne.

Im Frühling 1988 gründete IBM mit weiteren Softwareherstellern die «Open Software Foundation», um das 1968 entworfene UNIX Programm zu unterstützten. Wie schon vorher erwähnt, wurde Windows 1.0 als Erweiterung zu MS-DOS angesehen. Es war aber immer noch kein eigenständiges Betriebssystem mit einer graphischen Benutzeroberfläche. Dies wurde erst im Mai 1990 verwirklicht, als Windows 3.0 herausgebracht wurde. Es war nun ein eigenständiges Betriebsprogramm, auf dem sogar verschiedene Programme parallel laufen konnten. Windows 3.0 lief auf 286ern und 386ern und wurde im Laden für $ 149 US verkauft.